GKV vs. PKV - die Vor- und Nachteile
Es gibt viele Möglichkeiten als Ausländer nach Deutschland zu kommen. Zu den möglichen Personengruppen zählen z. B. Studenten, Stipendiaten oder wissenschaftliche Mitarbeiter. Diese Personengruppen haben in der Regel die Wahl zwischen einer deutschen gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) oder einer substitutiven privaten Krankenvollversicherung (PKV).
Substitutiv ist eine private Krankenversicherung (PKV), die als Krankheitskostenvollversicherung im Umfang dem gesetzlichen Mindestschutz entspricht und somit als Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gilt.
Diese Wahlmöglichkeiten haben nur wenige Personen in Deutschland. Wer zwischen GKV und PKV wählen kann, sollte diese Chance nutzen und sich vor Abschluss über verschiedene Kriterien wie z. B. die Beiträge und den Leistungsumfang informieren. Welches sind die Vor- und Nachteile der beiden Systeme? Das erklären wir dir hier.
Wer darf sich wie versichern?
Die meisten Menschen in Deutschland (ca. 90 %) sind gesetzlich krankenversichert. Zu diesen Personengruppen zählen z. B. Auszubildende, Angestellte Arbeitnehmer, Rentner, mitversicherte Ehepartner und Kinder, sowie Personen ohne Einkommen.
Um in Deutschland Mitglied in einer substitutiven privaten Krankenvollversicherung werden zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. In der privaten Krankenversicherung dürfen sich angestellte Arbeitnehmer mit einem hohen Gehalt (oberhalb der Pflichtversicherungsgrenze) versichern. Außerdem dürfen Selbstständige, Freiberufler und Studenten Mitglied einer substitutiven privaten Krankenvollversicherung werden.
Zu den privaten, aber nicht substitutiven privaten Krankenversicherungen zählen auch Auslandskrankenversicherungen oder sogenannte "Incoming"-Versicherungen.
Diese eignen sich für ausländische Gäste, die sich vorübergehend in Deutschland aufhalten, aber nicht verpflichtet sind, Mitglied einer gesetzlichen Krankenversicherung oder einer substitutiven Krankenvollversicherung zu werden.
Aber Achtung, diese Auslandskranken- oder Incoming-Versicherungen bieten dir üblicherweise nur Schutz für akute Heilbehandlungen von Erkrankungen, die neu aufgetreten sind. Vorerkrankungen wie z. B. Diabetes sind in der Regel nicht versichert.
Welche Vorteile hat eine gesetzliche Krankenversicherung?
Beitragsfreie Familienversicherung
Die gesetzliche Krankenversicherung bietet vor allem Familien einen großen Vorteil, denn Ehepartner sowie Kinder bis 25 Jahre mit keinem oder sehr geringem Einkommen (ca. 470 € pro Monat) können kostenlos mitversichert werden. Ein Vorteil gegenüber der substitutiven Krankenvollversicherung, wo jedes Familienmitglied selbstständig krankenversichert wird und einen eigenen Beitrag zahlt.
Die Regelungen der beitragsfreien Familienversicherung gelten auch für Studenten. Wenn du also mit deinem Ehepartner und vielleicht sogar mit deinen Kindern nach Deutschland kommst, ist die gesetzliche Krankenversicherung für euch die günstigere Versicherungslösung. Ihr spart gegenüber der substitutiven privaten Krankenversicherung viel Geld!
Günstige Beiträge für Geringverdiener und Studenten
Bei der gesetzlichen Krankenversicherung richten sich die Beiträge nach dem Einkommen. Daher zahlen Personen, die wenig verdienen, einen geringeren Beitrag als Personen, die gut verdienen. Davon profitieren auch Studenten. Der Krankenversicherungsbeitrag für Studenten setzt sich aus einem einheitlichen Sockelbetrag und einem individuellen Zusatzbeitrag je nach Krankenkasse zusammen.
Der Sockelbeitrag ist bei jeder gesetzlichen Krankenversicherung gleich und hängt vom BAföG-Bedarfssatz ab. Dies ist unabhängig davon, ob du selbst BAföG beziehst oder nicht. Den Zusatzbeitrag legt jede gesetzliche Krankenkasse selbst fest. Damit zahlen Studenten, abhängig vom Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse, einen unterschiedlichen Beitrag. Also nicht wundern, wenn z. B. dein Bekannter, der bei einer anderen gesetzlichen Krankenversicherung versichert ist, einen anderen Beitrag als Student zahlt als du.
Keine Gesundheitsprüfung
Die gesetzlichen Krankenversicherungen sind verpflichtet, jede Person, unabhängig von ihrer persönlichen gesundheitlichen Situation, als Mitglied aufzunehmen. Dies ist ein entscheidender Punkt im Vergleich zu Krankenversicherungsunternehmen, welche substitutive private Krankenvollversicherungen anbieten. Diese Versicherungsunternehmen können Personen aufgrund ihres Alters oder ihres Gesundheitszustandes als Mitglied ablehnen.
Welche Vorteile bietet die substitutive private Krankenvollversicherung?
Größeres Leistungsspektrum
Das Leistungsspektrum ist bei der GKV gesetzlich festgelegt. Anders sieht es bei der PKV aus, wo der Versicherte seine Leistungen individuell nach seinen Wünschen und Bedürfnissen festlegen kann.
Daher bekommen PKV-Versicherte im Vergleich zu den GKV-Versicherten mehr und bessere Leistungen z. B. beim Haus- und Zahnarzt sowie im Krankenhaus. So bekommen Privatversicherte in den Genuss besserer Behandlungsmethoden z. B. bei Vorsorgeuntersuchungen.
Schnellerer Termine beim Arzt
PKV-Versicherte erhalten oft schneller einen Termin bei Fachärzten (z. B. Hautarzt) als GKV-Versicherte. Außerdem gibt es Arztpraxen und Krankenhäuser, die ausschließlich PKV-Versicherte behandeln. Wenn der Arzt Medikamente verschreibt, müssen GKV-Versicherte einen Teil der Kosten meist selber zahlen (5,00 € - 10,00 €). Bei den PKV-Versicherten gibt es solche Zuzahlungen nicht.
Beiträge
Im Gegensatz zur GKV hängen bei der PKV die Beiträge nicht vom Einkommen oder Status, sondern vom Eintrittsalter, dem Gesundheitszustand und den gewünschten Leistungen ab. Daher lohnt sich die PKV für Personen mit einem hohen Einkommen, aber auch für junge Personen wie z. B. Studenten oder Stipendiaten. Sie profitieren von besonders günstigen Beiträgen bei der PKV.
Schutz auch auf Reisen
Besonders interessant ist es für ausländische Studenten oder Stipendiaten, dass die PKV für eine Dauer bis zu einen Monat weltweiten Versicherungsschutz beinhaltet. So bist du auch bei einem Besuch in deinem Heimatland abgesichert.
Welche Nachteile haben gesetzliche Krankenversicherungen?
Leistungen festgelegt
Bei der GKV kannst du dir deinen Leistungsumfang nicht selber zusammenstellen. Du bist an die gesetzlichen Regelleistungen gebunden.
Eingeschränkter Schutz im Ausland
Gesetzliche Krankenkassen zahlen für ärztliche Behandlungen festgelegte Regelsätze. Wenn du im Ausland krank wirst, und die Behandlung ist teurer als der festgelegte Regelsatz, musst du die Differenz aus eigener Tasche zahlen, denn die Krankenkassen zahlen für Behandlungen nur das, was sie in Deutschland kosten.
Und das gilt auch nur für Reisen innerhalb Europas. Für Behandlungen im außereuropäischen Ausland kommt eine deutsche Krankenkasse in der Regel überhaupt nicht auf.
Welche Nachteile hat die private Krankenversicherung?
Gesundheitsprüfung
Um in den Genuss einer privaten Vollversicherung zu kommen, musst du Fragen zu deiner Gesundheit beantworten. Das Versicherungsunternehmen hat im Gegensatz zu einer gesetzlichen Krankenversicherung das Recht, deinen Antrag abzulehnen. Daher kann es für Personen, die unter einer Vorerkrankung leiden (z. B. Diabetes), schwierig sein, in eine substitutive private Krankenvollversicherung aufgenommen zu werden.
Keine kostenlose Familienversicherung
Bei der PKV gibt es keine kostenlose Familienversicherung wie in der GKV. Jedes Familienmitglied muss extra versichert werden.
Wartezeiten
Oft gibt es in der privaten Krankenversicherung eine allgemeine Wartezeit von drei Monaten, bevor der Versicherer die Rechnung bezahlt. Für besondere Leistungen wie z. B. eine Entbindung, Zahnbehandlungen, Zahnersatz oder eine Psychotherapie gilt in vielen Fällen eine besondere Wartezeit von acht Monaten.
Bei ambulanten Behandlungen
PKV-Versicherte gehen bei ambulanten Behandlungen häufig in Vorkasse. Das bedeutet, dass du die Arztrechnung erhältst, sie bezahlst und dann beim Versicherungsunternehmen für die Rückerstattung einreichst. Die Versicherungsunternehmen werden dir aber möglichst schnell das Geld zurückerstatten (ca. 14 Tage).
GKV-PKV-Vergleich im Überblick
GKV | PKV |
Kassenärztliche Behandlung | Privatarztbehandlung |
Mehrbettzimmer im Krankenhaus | Einbettzimmer im Krankenhaus |
Oft lange Wartezeit auf Termine | Meist schnelle Terminvergabe beim Arzt |
Kostenlose Familienversicherung | Keine kostenlose Familienversicherung |
Beiträge sind abhängig vom Gehalt | Beiträge sind unabhängig vom Gehalt |
Festgelegte Leistungen | Wählbare Leistungen |
Keine Wartezeit bei Leistungen | Wartezeit bei bestimmten Leistungen |
Direktabrechnung mit Versicherer (durch Europäische Versichertenkarte) | Versicherter geht bei ambulanten Behandlungen häufig in Vorleistung |
Ohne Gesundheitsprüfung | Mit Gesundheitsprüfung |
Eingeschränkter Versicherungsschutz in der EU und Notfallversorgung in Ländern mit welchen ein Sozialversicherungsabkommen besteht| | Privater Krankenversicherungsschutz in Europa und bis zu einer Dauer von 1 Monat weltweit |
Fazit
Die Frage "Ist eine GKV oder PKV für mich besser?" kann man nicht pauschal beantworten. Es gibt Vorteile, welche für die GKV als auch für die PKV sprechen. Welche Versicherung für dich die richtige ist, hängt unter anderem von deinem Alter ab, der Dauer deines geplanten Deutschlandaufenthaltes und davon, ob du alleine oder mit deiner Familie reist.